Die große Wirtschaftskrise von 1996 – Time for decisions
Dann 1996 der Schock – das Ereignis 12 Jahre vor der Lehman-Pleite! Big Boss war plötzlich immer in Wesel. Ich wechselte kein Wort mit ihm, er war richtig schlecht gelaunt. Was war los? Eines Tages traf ich Pehzehman im Store, als er Ware abholte und er erzählte mir, dass er nach Kleve versetzt wurde, weil ein Laden geschlossen wurde. Ausgerechnet den Flagship-Store mit Mr. Roth-Händle aka „ich sehe mit Ende 30 wie 50 aus“ besetzen? Schlechte Idee! Noch heute glaube ich, dass durch die Abwesenheit von Pehzehman die ganze Passage mit den Geschäften vor die Hunde ging. Er merkte, wie entsetzt ich war und bot mir an, dass er mich mal samstags nach Kleve mitnehmen kann. Mein Mentor! Ich sagte selbstverständlich zu und fragte, ob es bereits diesen Samstag geht?
So verbrachte ich viele Samstage in Kleve. Pehzehman holte mich dann immer mit seinem Standard-Golf II mit 75 PS zuhause ab und brachte mich heil nach Hause. Er war Filialleiter des Geschäfts mit einem Azubi von montags bis freitags und hatte alle gängigen Games täglich auf seiner Seite. Meine Zukunft war gesichert und ich musste Verkäufer werden. Pehzehman war so souverän und locker, einfach nur ein Hero des Alltags. Er erklärte mir die Basics des Business.
Ich lernte an den Samstagen viel über den stationären Handel und dass man damals schon auf den Versandhandel und das Internet schimpfte und Angst davor hatte, was da noch kommen würde. Ich studierte die Kundschaft und erkannte recht schnell, wer nur seine Zeit absitzen will oder wirkliches Kaufinteresse hat. Ich sondierte und überließ Pehzehman das Geschwätz, war er doch ein Experte im Kundengespräch. Ich wollte Abschlüsse und durfte bei Erfolg direkt kassieren. Wir haben darüber nie wirklich ein Wort verloren. Er hat mir einfach vertraut und es ist schön, wenn man Vertrauen ohne große Worte bzw. Gespräche entgegengebracht bekommt. Wenn man einfach fühlt, dass jemand weiß, dass Du ein Guter bist. Nice, kann ich jedem empfehlen.
Ich wurde immer souveräner. Die Kundengespräche machten mich jeden Samstag ein Stück selbstbewusster. Oh man, muss das süß gewesen sein, wenn ich mit einer attraktiven jungen Frau geredet habe, die für ihren kleinen Bruder ein Game zum Geburtstag kaufen wollte. Dort musste ich noch ein wenig an meiner Souveränität arbeiten, aber vielleicht war das ja auch meine Masche? Na ja, zu diesem Zeitpunkt mit 16 bestimmt nicht. Ich war ein Rotzbengel in einem Computergeschäft und bekam noch nicht mal Geld dafür. Wir sprachen nie über eine Vergütung, da es für mich teilweise ein freundschaftlicher Dienst war und ich viele Infos saugen wollte.
Win-Win-Situation, Ihr erinnert Euch? Big Boss hatte nie Geld, um mich zu bezahlen, so gab mir Pehzehman hin und wieder was aus seiner eigenen Tasche. Danke Jung, aber Du wirst wissen, dass es mir nie um Geld ging und ich einfach unheimlich viele praktische Erfahrungen sammeln wollte.